Wir unterstützen das Vorhaben des VfL und die damit verbundene Ratsvorlage, die Bremer Brücke an ihrem Standort mitten im Schinkel zu sanieren.
Wir möchten Euch an dieser Stelle die Ergebnisse der Online-Umfrage in einer übersichtlichen, zusammenfassenden Form zur Verfügung stellen.
Die Umfrage wurde inzwischen ausgewertet. Etwas mehr als 1400 Antworten haben wir geprüft und daraus nach und nach Oberbegriffe zusammengefasst.
Die Bremer Brücke
Seit mehr als 85 Jahren liegt das Stadion an der Bremer Brücke im Herzen des Osnabrücker Arbeiterstadtteils Schinkel. Zunächst umgeben von wenigen Schrebergärten und einzelnen Häusern, erscheint die einstige Rapid-Kampfbahn unweit der namensgebenden Eisenbahnbrücke heute wie das englischste aller deutschen Fußballstadien: Mitten im Wohngebiet gelegen weisen lediglich die Flutlichtmasten den Weg zu diesem einzigartigen Ort, der uns in seinen Bann gezogen hat. Und dieser Ort ist seit über 80 Jahren nicht nur die tatsächliche, sondern besonders auch die emotionale Heimat unseres VfL. Dieser Ort ist, WO DAS HERZ SCHLÄGT.
Mit seinem offiziellen Stadionslogan trifft der VfL Osnabrück den Nagel auf den Kopf – und befindet sich nach dem Aufstieg 2019 damit dennoch in einer Zwickmühle. Das Stadion ist in die Jahre gekommen. All das, was wir romantisch als den besonderen Charme der Bremer Brücke wahrnehmen, gerät insbesondere in die Kritik der Deutschen Fußball-Liga. Notwendigkeiten, Gedankenspiele und eine sogenannte Machbarkeitsstudie bestimmen die aktuellen Diskussionen um unser Wohnzimmer.
Aber weil es eben UNSER Wohnzimmer ist, das sich seine Einzigartigkeit über Jahrzehnte erarbeitet und bewahrt hat, wollen wir bei einer Renovierung nicht nur zur Farbe der Tapeten gefragt werden. Jede Umgestaltung der Bremer Brücke setzt eine intensive Mitbestimmung der Fans und Mitglieder des VfL Osnabrück voraus. Und genau deshalb werden wir auf dieser Seite alle Entwicklungen rund um dieses Thema begleiten.
Darum geht es
Der Lizenzbescheid der Deutschen Fußball-Liga führt jedem Fußballromantiker brutal vor Augen: Profifußball hat in Deutschland nach dem vorgegebenen Muster gespielt zu werden. „Ausreißer nach unten“ soll es nach dem Willen des Verbandes nicht geben – zu viel Individualität ist nicht erwünscht. Die Vereine der ersten und zweiten Liga sorgen als Mitglieder der DFL schließlich selbst dafür, dass die Durchlässigkeit von unten nicht zu groß wird. Dazu gehört auch, dass sogenannte infrastrukturelle Anforderungen in den vergangenen Jahren höher und höher geschraubt wurden. Kurz gesagt: „Wenn Ihr ernsthaft mitspielen wollt, schafft Euch erst mal ein Stadion in Blech-Beton-Einheitsbauweise vor den Toren Eurer jeweiligen Stadt – dann sehen wir weiter.“
Angesichts der extrem hohen Anforderungen des DFB ist es eigentlich erfreulich, dass der Rat der Stadt Osnabrück bereits in seiner Absichtserklärung folgende Formulierung gewählt hat: „Der Rat der Stadt bekräftigt die Bedeutung des VfL Osnabrück für die Stadt Osnabrück und die Region. Der Rat setzt sich für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit des Stadions an der Bremer Brücke ein. Er erkennt die grundsätzliche Notwendigkeit einer Sanierung des Stadions an und erklärt, dass sich die Stadt Osnabrück hieran finanziell in angemessener Art und Weise beteiligen wird.“
Erst einmal: Dies ist an sich ein lobenswerter Vorstoß, der angesichts der kurzfristigen Erfüllung der Lizenzauflagen durch den VfL notwendig und richtig war. Auch begrüßen wir, dass die Stadt Osnabrück seinem ersten Aushängeschild entgegenkommt – schließlich betreibt der VfL seit Jahrzehnten auch deutschlandweit Werbung für die Stadt Osnabrück.
In Anbetracht der Vorgaben der DFL haben der VfL Osnabrück und die Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaf (OBG) jedoch auch eine sogenannte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben: „Diese soll aufzeigen, in welchem Umfang, mit welchen Mitteln und in welcher Zeit eine Modernisierung des Stadions mit der Maßgabe, die Voraussetzung der DFL zu erfüllen, gelingen kann.“ Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie müssten darüber hinaus in den kommenden Monaten „unter städtebaulichen Aspekten weitergehend betrachtet und diskutiert werden“, so die Stadt weiter.
Während wir die Ergebnisse dieser Studie zunächst nicht vorgreifen wollten, weil anfangs lediglich von „Ertüchtigung“ oder maximal einem umfassenden Umbau gesprochen wurde, äußerte sich Osnabrücks Finanzchef Fillep bereits zu einem seiner Auffassung nach offenbar „sinnvollen“ möglichen Neubau. An dieser Stelle weisen wir auf die Standpunkte unserer Initiative und die Mindestanforderungen an einen gemeinsamen und fairen Dialog aller Beteiligten hin. Die Bremer Brücke gehört zum Kultur- und Allgemeingut unserer Stadt. Schnellschüsse, Alleingänge oder vor einer Analyse feststehende Ergebnisse darf es nicht geben. Andere Vereine haben bereits positiv oder auch negativ vorgemacht, wie man Faninteressen beim Umbau eines altehrwürdigen Stadions berücksichtigen oder missachten kann. Wir setzen darauf, dass der Mythos Bremer Brücke uns in der Beantwortung dieser Frage vereint.
Initiative
...ja das ist wahre Tradition, bei unser’m VfL im Stadion! So beginnt das VfL-Lied „Wir sind alle verrückt nach Dir“, das auch im Stadion gelegentlich zum Besten gegeben wird. Dies beinhaltet noch einige Wahrheiten mehr. „Weiter nach oben, nie mehr zurück, nur mit Dir, VfL Osnabrück“ ist so ein Ausdruck, der untrennbar mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga 2019 verbunden ist. Doch noch eine weitere Zeile sagt viel über uns und unseren VfL aus: Die guten alten Zeiten haben wir – jetzt und hier! Wir VfLer schauen also gern einmal auf vergangene Erfolge und Niederlagen zurück und schreiben die Geschichte fortlaufend weiter.
Wir befinden uns also in einem Spannungsverhältnis. Wir alle wollen ehrlichen und natürlich auch erfolgreichen Fußball sehen und die 3. Liga hinter uns lassen. Trotzdem wollen wir genau der Traditionsverein bleiben, der am 17. April 1899 von vier jungen Fußballpionieren begründet wurde. Aus unserer Sicht ist dies nur mit dem Erhalt des Stadions Bremer Brücke als traditionelles und auch zukünftiges Herzstück unseres VfL möglich. Denn kein Ort verbindet Vergangenheit und Zukunft besser als derjenige, der bereits zahllose Geschichten erzählen kann und trotzdem hungrig auf viele weitere ist!
1. Standort
Eine Standortdiskussion ist für uns keine Option. Die Bremer Brücke ist die emotionale Heimat unseres Vereins, die all die Magie unserer Bindung an den VfL Osnabrück an einem festen Ort vereint. Dieser Mythos ist in keiner Weise auf einen anderen Standort zu übertragen – schon gar nicht an einen außerstädtischen Standort mit einem Blechstadion in Einheitsbauweise.2. Erhalt des Charmes
Wir befürworten ausschließlich fanfreundliche sowie zweckmäßige Um- oder Ausbauten, die den Charme unseres Stadions nicht zerstören. Der Respekt vor diesem Ort gebietet einen vorsichtigen Umgang mit erhaltenswerten Strukturen und Gewohnheiten. Dazu gehören die Nähe zum Spielfeld, das Verhältnis von Steh- und Sitzplätzen sowie Stehplätze (West) außerhalb der Ostkurve, welche als Fankurve ausschließlich aus Stehplätzen bestehen darf.3. Einbindung von Fans
Eine Beteiligung von Mitgliedern und Fans an den Planungen von Eingriffen in das Erscheinungsbild unseres Stadions ist unerlässlich. Diejenigen, die den Mythos Bremer Brücke mit Leben füllen, sind nicht die Letzten, sondern die Ersten, mit denen ein offener und sachlicher Diskurs geführt werden muss.Die Bremer Brücke in Zahlen
Zuschauer seit Wiedereröffnung 1947
Aufstiege in die 2. Liga
Gewonnene Spiele
Längste Flutlichtserie (in Spielen)
Mythos Bremer Brücke
Ich glaube, Osnabrück liegt in Südamerika.
Als Radoslav Momirski diese Beschreibung der Stimmung an der Bremer Brücke abgab, gab es Ultras nur in Italien und das Flutlicht an der Bremer Brücke war noch nicht einmal geplant. Dennoch beschrieb er in der Meistersaison 1968/1969 damit etwas, das noch heute, genau 50 Jahre später in der Meistersaison 2019 unverändert ist: nämlich die Begeisterungsfähigkeit des Osnabrücker Publikums. Was wurden seit dieser Zeit nicht alles für Schlachten an der Bremer Brücken geschlagen? Insbesondere als krasser Außenseiter in Pokalspielen entwickelten lila-weiß gekleidete Spieler immer wieder schier übermenschliche Kräfte, wenn sie von den Rängen zum Sieg „getragen“ wurden.
Es ist unbestreitbar, dass es auch schlechte Zeiten gab, in denen kaum ein Osnabrücker bereit war, dem VfL und der Bremer Brücke die Treue zu halten. Doch immer wieder folgte auf Regen Sonnenschein. Wieder und wieder trieb die Osnabrücker etwas an diesen Ort, der schon so häufig Tränen, Skandale und Haareraufen bedeutete.
Nach einer Scheißsaison, nach der man sich geschworen hatte, nie wieder hinzugehen, war man der erste, der sich am ersten Spieltag durch den Eingang drückte. Man „genoss“ die außen schwarze und innen gefrorene Wurst oder blickte bei einem Freitagabendspiel mit strahlenden Augen in die leuchtende Ostkurve.
Dabei ist unsere Brücke kein „Fußballtempel“ wie ihn moderne Architekten auf einer grünen Wiese geplant hätten. Omas Ecke, aneinandergefrickelte Tribünen aus unterschiedlichen Epochen in unterschiedlichen Höhen und Bauweisen, dazu der etwas marode Charme der 70er und 80er Jahre – der Kölner Stadtanzeiger beschrieb die Bremer Brücke 2007 passend: „Der schicke Name trügt, [..] Osnabrück ist auch im Jahr 2007 noch einer der wenigen Orte, an denen man Fußball mit allen Sinnen erleben kann. Es duftet nach Wurst und Bier, es ist infernalisch laut – und die Tribünen stehen derart nah am Spielfeld, dass man den nassen Rasen riechen kann. Das Ambiente ist perfekt für ehrliche Fußballschlachten.“ Das ist der Mythos Bremer Brücke.